
Es beginnt fast immer gleich:
Ein Patient kommt in die Praxis, benötigt eine Krone, eine Schiene oder einen Retainer.
Der Scan wird angesetzt, ein digitales Modell entsteht – und mit einem Klick landet alles im Dentallabor.
Ein moderner, schlanker, digitaler Workflow.
So sollte es zumindest sein.
Doch hinter den Kulissen zeigt sich eine andere Wahrheit:
Nichts beeinflusst das Endergebnis so stark wie der allererste Schritt – der Scan.
Und nichts entscheidet stärker über Präzision, Passung und Funktion wie die Art und Weise, wie Praxis und Labor miteinander arbeiten.
Dieser Artikel beleuchtet die digitale Zahnmedizin so, wie sie wirklich ist:
mit all ihren Chancen, aber auch mit den Fallstricken, die nur dann unsichtbar bleiben, wenn man sie nicht kennt.
Ein Intraoralscanner ist heute selbstverständlicher Bestandteil vieler Praxen.
Er liefert beeindruckende 3D-Daten, oft mit dem Gefühl: „Das sieht gut aus.“
Doch im digitalen Raum ist „gut aussehend“ nicht automatisch „präzise“.
Digitale Scanner sind wie Kameras:
Sie zeigen nicht die Realität, sondern eine berechnete Version der Realität.
Ein falsch geführter Scanpfad, ein blutender Bereich, eine unruhige Zunge oder ein zu schneller Schwenk — und plötzlich entsteht kein anatomischer Abdruck, sondern eine korrigierte Interpretation der Software.
Eine Interpretation, die später über Funktion, Passung und Komfort entscheidet.
Eine KFO-Praxis macht ein Scan der Unterkieferfront für einen Retainer.
Optisch wirkt alles perfekt.
Doch in der digitalen Tiefe liegt ein kaum sichtbarer Stitching-Fehler – eine minimal verzogener Interdentalraum.
Im Labor lässt sich ein solcher Fehler zunächst nicht erkennen, denn das Labor kann nur mit den Daten arbeiten, die es erhält. Wenn der Scan bereits verzogen ist, bildet die CAD-Software genau diesen verzerrten Datensatz technisch einwandfrei ab – ohne Hinweis darauf, dass die Realität im Mund eine andere ist.
Der Retainer wirkt deshalb im digitalen Modell völlig korrekt und passiv. Erst später, bei der klinischen Eingliederung, zeigt sich das Problem:
Gerade so viel, dass der Patient es spürt – und die Praxis nachbessern muss.
Das Problem?
Nicht das Labor.
Nicht das CAD.
Nicht das Material.
Sondern ein Mini-Fehler entstanden in wenigen Sekunden während des Scans.
Einer der größten Irrtümer der modernen Zahnmedizin ist die Annahme:
„Das Labor kann das schon richten.“
Nein.
Im digitalen Workflow gibt es kein „Richten“.
Es gibt nur:
Ein Scannerfehler wird durch CAD präzise in 3D umgesetzt.
Das CAM-System fräst ihn mit mikrometergenauer Wiederholbarkeit.
Das Ergebnis ist technisch perfekt – aber klinisch falsch.
Digital multipliziert Fehler — und macht sie unsichtbar, schöner.
Damit wird der digitale Workflow zur stärksten Waffe – oder zum grössten Risiko.
Ein reibungsloser digitaler Ablauf entsteht immer dann, wenn alle Beteiligten dieselbe Grundlage haben: präzise, vollständige und klare Ausgangsdaten.
Das ist kein Qualitätsurteil, sondern eine gemeinsame Arbeitsbasis – ähnlich wie früher die Abformung, nur heute eben digital.
Damit digitale Abläufe ihr volles Potenzial entfalten, helfen ein paar bewährte Punkte, die wir in der täglichen Zusammenarbeit immer wieder beobachten – als Best Practices, nicht als Kritik:
🟦 einen strukturierten, reproduzierbaren Scanpfad nutzen
🟦 Präparations- oder Zahnstrukturen gut sichtbar machen
🟦 möglichst trockenes Arbeitsfeld schaffen
🟦 die Bissrelation eindeutig erfassen und kurz prüfen
🟦 Scanbodys bei Implantaten klar positionieren
🟦 ergänzende Fotos oder Hinweise für Ästhetik und Funktion mitschicken
All diese Elemente bilden gemeinsam die digitale Realität des Patienten, auf deren Grundlage das Labor weiterarbeitet.
Und genau diese Realität entscheidet darüber, wie präzise der digitale Workflow am Ende funktioniert – für Labor, Praxis und vor allem für den Patienten.
Sobald die digitalen Daten im Labor eintreffen, beginnt der zweite entscheidende Teil des Workflows. Dabei versteht sich ein modernes Dentallabor längst nicht mehr als reine „Produktionsstelle“, sondern als fachlicher Co-Pilot der Praxis.
Das Labor übernimmt Verantwortung für Präzision, Konstruktion und Fertigung – aber immer auf Basis der Daten, die es erhält.
Ein gutes Labor arbeitet nicht blind weiter, sondern nutzt seine Expertise, um den digitalen Fall gemeinsam mit der Praxis optimal umzusetzen. Dazu gehören mehrere Schritte, die in einem hochwertigen Workflow selbstverständlich sind:
Wir analysieren jeden Datensatz kritisch:
Sind die Ränder sichtbar?
Ist die Bisslage stabil?
Gibt es Artefakte?
Sind Scanbodys korrekt erkannt?
So lassen sich potenzielle Ungenauigkeiten frühzeitig erkennen.
Wenn etwas im Scan nicht eindeutig ist, bedeutet das nicht „einfach weiterarbeiten“,
sondern:
👉 „kurz Rücksprache halten, bevor ein Fehler entsteht“.
Das spart Zeit, Missverständnisse und unnötige Korrekturen.
Eine Rückfrage ist kein Hinweis auf einen Fehler, sondern ein Zeichen für Qualität:
Das Labor zeigt damit, dass es nicht automatisiert arbeitet, sondern mitdenkt.
Genau daraus entsteht ein Workflow, der zuverlässig funktioniert.
Screenshots, Hinweise, Kommentare oder Modellvergleiche sorgen dafür,
dass der gesamte Prozess transparent bleibt – für Praxis, Labor und Patient.
Ein digitales System basiert auf Zusammenarbeit.
Deshalb ist es ein Qualitätsmerkmal, wenn Labor und Praxis regelmäßig Informationen austauschen.
Es geht nicht darum, jemanden auf Fehler hinzuweisen,
sondern darum, ein Ergebnis zu schaffen, das funktionell, ästhetisch und langfristig stabil ist.
Ein kurzer Austausch zwischen Labor und Praxis kann verhindern, dass sich kleine Ungenauigkeiten im späteren Prozess vervielfachen. Denn jeder digital korrigierte Fehler spart später:
In einer gut eingespielten digitalen Zusammenarbeit wird Qualität nicht „hergestellt“,
sondern gemeinsam erzeugt.
Ein guter digitaler Workflow entsteht nicht dadurch, dass jeder Schritt möglichst schnell erledigt wird,
sondern dadurch, dass jeder Schritt klar, reproduzierbar und bewusst ausgeführt wird.
Geschwindigkeit kann man optimieren.
Präzision kann man nicht ersetzen.
Ein sauberer Workflow ist wie eine gut abgestimmte Kette:
Wenn ein Glied nicht stimmt, verliert die gesamte Konstruktion ihre Stabilität.
Deshalb folgt ein funktionierender digitaler Prozess einem klaren Ablauf, der sowohl Praxis als auch Labor entlastet und für verlässliche Ergebnisse sorgt.
Der Scan ist der Startpunkt des gesamten Workflows.
Und wie bei jedem Startpunkt entscheidet nicht die Geschwindigkeit, sondern die Konstanz.
Ein klar definierter, immer gleicher Scanpfad sorgt dafür, dass:
Ein inkonsequenter Scanpfad ist oft der unsichtbare Auslöser für Probleme, die erst Wochen später sichtbar werden – bei der Schiene, beim Retainer oder bei der Krone.
Für das Labor ist die Präparationsgrenze heilig.
Sie entscheidet darüber, wo Material beginnt, wo es endet und wie die Restauration abdichtet.
Für die digitale Welt gilt:
Was der Scanner nicht zeigt, kann die CAD-Software nicht wissen – und das Labor nicht korrigieren.
Dazu gehören:
Ein verdeckter oder unklarer Rand führt unweigerlich zu Interpretationen – und Interpretationen sind das Gegenteil von Präzision.
Der Biss ist das Fundament aller funktionellen Arbeiten:
Schienen, Kronen, Implantatarbeiten, Retainer – alles hängt davon ab.
Digitale Bisserfassung liefert nur dann eine korrekte Relation, wenn:
Die doppelte Prüfung (OK→UK und UK→OK) ist kein Aufwand, sondern eine Sicherheitsversicherung.
Ein kleiner Fehler in der Bisslage wird digital nicht „abgefedert“, sondern durch die CNC-Maschine in voller Präzision hergestellt – nur eben falsch.
Digitale Daten sind schnell – aber ohne Kontext auch schnell missverstanden.
Eine vollständige Kommunikation umfasst:
Gute digitale Kommunikation ist wie gute Navigation:
Man erreicht das Ziel ohne Umwege.
Ein Labor, das direkt mit dem CAD beginnt, überspringt die wichtigste Kontrollstation.
Bei Molariz gilt:
„Wir konstruieren erst, wenn die Daten wirklich stimmen.“
Das bedeutet:
So wird verhindert, dass ein Fehler aus dem Scan sich als späteres Passungsproblem manifestiert.
Eine CAD-Software kann:
Aber sie kann nicht:
Deshalb entsteht Präzision immer erst durch:
Nicht die Software erzeugt das Ergebnis –
sondern der Techniker, der sie intelligent nutzt.
Wenn die CAD-Konstruktion steht, beginnt der zweite hochpräzise Prozess: die Herstellung.
Eine dokumentierte CAM-Strategie bedeutet:
Und – ganz wichtig:
❌ keine Schnellfräser
❌ keine aggressiven Zustellungen
❌ keine Kompromisse bei Materialstärken
Denn dort, wo CAD millimetergenau denkt, kann eine unpassende CAM-Strategie das Ergebnis ruinieren.
Er ist konsequent.
Er ist reproduzierbar.
Er ist klar strukturiert.
Und er ist das Gegenteil von „Daten rein – Produkt raus“.
Ein guter Workflow basiert auf:
So entsteht digitale Präzision, die sich im Mund des Patienten bewährt – und nicht nur am Bildschirm gut aussieht.
Nicht der Scanner entscheidet über Präzision.
Nicht die Software.
Nicht die Maschine.
Präzision entsteht dort, wo Menschen Verantwortung übernehmen –
und wo Praxis und Labor miteinander arbeiten, statt nebeneinander.
Technologie ist ein Werkzeug.
Scanner, CAD und CNC sind Werkzeuge.
Doch Werkzeuge können nur das umsetzen,
wofür Menschen die richtigen Entscheidungen treffen.
Ein Labor ist kein Werkzeug –
es ist ein Partner, der klinische Absichten in technische Realität überführt.
Ein Team, das versteht, wie Biologie, Funktion und Material zusammenwirken.
Eine Instanz, die mitdenkt, prüft, hinterfragt und optimiert.
Wirklich stark wird Digitalisierung erst dann,
wenn Praxis und Labor wie zwei präzise Zahnräder ineinandergreifen –
mit klarem Workflow, gegenseitigem Verständnis
und einem gemeinsamen Qualitätsanspruch für den Patienten.
Digitale Zahnmedizin funktioniert nicht durch Technik.
Sie funktioniert durch Verantwortung, Kommunikation und Präzision.
Molariz versteht digitale Abläufe nicht als „Datei rein, Arbeit raus“
– sondern als Partnerschaft:
Denn am Ende geht es nicht um Daten.
Nicht um Scanner.
Nicht um CAD oder CNC.
👉 Es geht um einen echten Menschen, der ein Ergebnis bekommt, das funktionieren und halten muss.